Raus aus der Cloud? Aber wohin eigentlich?

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: die Public Cloud ist oft zu teuer. Die vermeintliche Sicherheit vor Ausfällen erwies sich für so manches Unternehmen als ein unkalkulierbares Risiko. Auch das beste Risikomanagement hatte es nicht im Blick, das eine legale Änderung der Lizenzbedingungen bzw. -Preise zu einer Kostenlawine führen würde. Die Übernahme von VMware durch Broadcom bescherte einigen IT-Verantwortlichen schlaflose Nächte. In einer Abteilung, die auf Jahre im Voraus planen muss, um das Budget nicht zu sprengen, kann eine solche Veränderung schnell zum Problem werden. Schon 2022 zog David H. Hannson (Erfinder von Ruby on Rails) in seinem Blogbeitrag mit Verweis auf die hohen Kosten einen Rückzug aus der Public Cloud in Erwägung. Seiner Einschätzung folgten auch einige IT-Magazine wie die Computer Woche. Im Juni 2023 war es dann so weit: Hannson verließ die Cloud. Ein halbes Jahr später bereut er seine Entscheidung nicht. (Und das noch vor dem Lizenz-Schock!)

In einer Analyse des renommierten Marktfotschunginstituts IDC wird einerseits ein großer Fortschritt durch die Nutzung von Cloud-Dienstleistungen konstantiert, andererseits wird ein Gegentrend aus der Public Cloud heraus zurück in on premise-Lösungen festgestellt. Der Hauptgrund für diese Bewegung scheint in erster Linie in den Kosten der Cloud-Lösungen zu liegen. Weitere Gründe sind unklare Rechtslage bei Rechenzentren in Ausland sowie Durchsatz und zu hohe Latenz, die in einigen Setups entscheidend sind.

Diese Gegenbewegung wird von Lösungen aus dem Open Source-Umfeld befeuert. Eine herausragende Stellung nimmt hierbei das Proxmox VE als die wohl bekannteste Open Source-Virtualisierungsplattform ein. Aber auch kommerzielle Lösungen im Eigenbetrieb haben so einige Administratorenherzen gewonnen. Seit der Einführung des plattformunabhängigen Formats OVA, hat auch der Wechsel zwischen den Plattformen seinen Schrecken verloren. Nicht immer gelingt es direkt und fehlerfrei aber die fast unüberwindbaren Hürden von früher gehören der Geschichte an. In reinen Windows-Netzwerken scheint Microsofts Hyper-V die Nase vorn zu haben. Doch nicht alles läuft in diesem Hypervisor performant genug. Deshalb beobachten wir immer öfter einen Parallelbetrieb von verschiedenen Lösungen im selben Unternehmen. Doch auch dies hat seine Tücken. Die recht lockere Lizenzpolitik bei virtualisierten Windows-Installationen ist ein Pluspunkt für Microsoft. Die Schulung von Mitarbeitern und der Parallelbetrieb von GNU/Linux-basierenden Hypervisoren als zweites Standbein auf eigener Hardware relativiert den Vorsprung.

Diese Mehraufwände sollen möglichst vermieden werden und ein clusterfähiger Hypervisor muss die Parallelösungen im Optimalfall ablösen. Deswegen schauen sich immer mehr Unternehmen nach einer einheitlichen aber stabilen und kostengünstigen Alternative um. Die meisten bleiben nicht ohne Grund bei Proxmox VE („VE“ steht für die Virtualisierungsplattform in Abgrenzung zu anderen Produkten des Unternehmens) hängen. Die Performance, die Clusterfähigkeit und ein guter kommerzieller Support dieser quelloffenen Lösung, die auf bewährte Standards und Programme aus der Open Source-Welt setzt, gehören zu den meistgenannten Vorteilen. Doch auch andere Produkte des Softwareherstellers aus Wien flankieren — nicht ohne Grund — Proxmox VE, indem sie sich als gute Ergänzung der Virtualisierung erweisen. Ein schnell aufgesetzter Mailserver mit filtern und DKIM-Schlüsseln ist für den Betrieb dieser Virtualisierungslösung ist ebenso von großem Nutzen wie das Proxmox-Backup, welches sogar als VM gute Dienste bei der Sicherung seiner Geschwister leistet. Was unter VMware das Veeam ist, ist analog das Proxmox-Backup in der Proxmox VE-Welt. Auch wenn die Lösungen einander nicht 1:1 entsprechen, zeugt die Einbindung von LTO-Libraries oder die Deduplizierung und gezielte Rechtevergabe vom professionellen Ansatz beim Backup der VMs. (Veeam als alternative Backup-Methode ist ebenso möglich, jedoch ohne den „Heimvorteil“ wie es beim PBS der Fall ist.) Auch das Cluster-Dateisystem von Proxmox VE names Ceph ist erprobt und soll die Ausfallsicherheit in einem Verbund mehrere Proxmox VE-Knoten — genannt Cluster — sicherstellen.

Diese überzeugenden Fakten und die guten Erfahrungen mit dieser Software haben auch uns dazu bewogen, Proxmox VE-Cluster on premise anzubieten. Das bedeutet aber nicht, dass die Server beim Kunden stehen müssen. Überkapazitäten in den Rechenzentren sorgen für gute Preise für eine in vielerlei Hinsicht sichere Unterbringung der eigene Hardware in professionell ausgestatteten Räumen. Die ersten Projekte sind angelaufen und wir beobachten mögliche Synergien, die beim Wechsel zu PostgreSQL oder der Ablösung alter Hardware entstehen.

Man müsste ein Prophet sein, um die Titelfrage zu beantworten. Jeder Kunde ist anders. Da gibt es kein Patentrezept. Virtualisierung im RZ als Private Cloud mit Wartung durch uns verbindet das Beste von Virtualisierung, Cloud, Ausfall- und Hardwareschutz sowie Kostengünstige Lizenzierung und Support. Wer professionelle hochverfügbare Switche, ausdauernde USV sowie sichere klimatisierte Serverräume sein eigen nennt und Betriebszeit in Sekunden statt Minuten betrachtet, wird vermutlich on prem bevorzugen. Möglich ist beides.